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    Die “Top 7“ Wirkstoffe für Mesotherapie und Microneedling: Interview mit Dr. J. Bisschoff

    30 Apr. 2020 5 min read
    Johannes über die Wirkstoffe der Mesotherapie und Microneedling

    Dr. Johannes Bisschoff im Interview mit dem Fachmagazin „Ästhetische Dermatologie“ über die Top 7 Wirkstoffe für Mesotherapie und Microneedling.

    Mesotherapie ist ein Verfahren, bei dem mittels Injektionen kleine Mengen an Wirkstoff in der oberflächlichen Dermis platziert werden. Microneedling ist ein verwandtes, jedoch injektionsfreies Verfahren, bei dem mittels Pen oder Roller eine Vielzahl kleiner Nadelstiche gesetzt wird und anschließend eine Diffusion von Wirkstoffen durch diese Stichkanäle erfolgt. Wir sprachen mit Dr. Izak Johannes Bisschoff, der als Facharzt für Dermatologie mit besonderem Schwerpunkt auf der Ästhetik (u.a. Laserbehandlung, Microneedling, Peeling, Filler, Botox) an den Standorten Hamburg-Blankenese und Wien tätig ist, über die “Top 7“ Wirkstoffe, mit denen man aus seiner Sicht als interessierter Behandler in Mesotherapie und/oder Microneedling einsteigen sollte.

    Herr Dr. Bisschoff, wollen wir mit der Hyaluronsäure beginnen? Diese ist doch ganz gewiss bei Ihren “Top 7“ dabei?

    Auf jeden Fall! Ich würde diese auch als erste und wichtigste Substanz nennen. Die Hyaluronsäure bindet Wasser und spielt eine wichtige Rolle in anderen Prozessen wie Wundheilung, Modulierung von inflammatorischen Zellen und Neutralisierung von freien Radikalen, und sie interagiert mit den Proteoglykanen der Extrazellulären Matrix. [1] Zusätzlich hat Hyaluronsäure die Zusatzfunktion als “Schmiermittel“ für ein Microneedling – was man zu schätzen weiß, falls man mit einem Needlingpen arbeitet.

    Als Indikation für diesen Wirkstoff würde ich das Anti-Aging in den Vordergrund stellen, vor allem in den Fällen, in denen Feuchtigkeitsverlust und solare Elastose prominent erscheinen. Zudem ist die Hyaluronsäure prinzipiell mit jedem der anderen Wirkstoffe gut kombinierbar.

    Wie sieht es mit den Vitaminen aus?

    Bei den Vitaminen sind gleich drei verschiedene in meinen “Top 7“ Wirkstoffen! Zunächst möchte ich hier das Vitamin C nennen, das zum einen natürlich die bekannte antioxidative Wirkung hat. Weiterhin fungiert es als Chelator der Kupferione des Enzyms Tyrosinase – so kann direkt in die Pigmentproduktion eingegriffen werden. Vitamin C hat eine aufhellende Wirkung und verbessert den natürlichen UVA- und UVB-Lichtschutz der Haut. Zudem hat es eine gute präventive Wirkung auf die vorzeitige Hautalterung. Vitamin C neutralisiert freie Radikale und beteiligt sich an der Regeneration von Vitamin E, welches zum Schutz der Lipidmembranen der Zellen essentiell ist.

    Primäre Indikation sind Melasmen sowie allgemein schlaffe und fahle Haut, da es die Kollagenproduktion stimuliert. Es ist sehr gut mit NCTC kombinierbar.

    Und das zweite Vitamin?

    Das ist natürlich das Vitamin A. Es wirkt direkt in der Zelle an den Retinolrezeptoren (Transkriptionsfaktor). Vitamin A hat eine leicht schälende, keratolytische Wirkung, verbessert den Turn-over der Haut und verbessert die Penetration von anderen Wirkstoffen. Es kann bei entsprechender Behandlung zu einer ausgeprägten Hautschälung kommen.
    Als Indikationen sind hier Anti-Aging sowie solare Elastose zu nennen, ideale Kombinationspartner sind NCTC, Hyaluronsäure oder DMAE.

    Welches Vitamin macht das Triumvirat komplett?

    Das ist das Vitamin B7, besser bekannt als Biotin. Biotin ist als Koenzym in diverse metabolische Prozesse involviert. Es spielt eine Rolle beim Fettsäuremetabolismus, beim Aminosäurekatabolismus und auch in der Glukoneogenese und spielt so insgesamt eine wichtige Rolle für unseren Körper und auch für den gesunden Erhalt unserer Haut und Haare. [2]
    Beste Ergebnisse mit diesem Wirkstoff sehen wir z.B. bei älteren Damen mit diffuser Alopezie (Alopecia diffusa). Eine Kombination kann mit NCTC oder – dann in alternierenden Sitzungen – mit PRP (Platelet Rich Plasma) erfolgen.

    Verwenden Sie auch einen Wirkstoff, der das Bindegewebe verbessert?

    Unbedingt, und zwar organisches Silizium. Die Haut ist ja generell reich an Silizium. Dieses Element fungiert auf der Strukturebene, gewährleistet Integrität, Tonus und Elastizität der Cutis und ist ein Baustein für Kollagen, Elastin und Proteoglykane. Im Alter sind die körpereigenen Reserven an Silizium jedoch zunehmend erschöpft. Eine Siliziumsupplementierung kann Hauttonus und Hydration verbessern, mit der Folge einer weicheren, gestraffteren Haut. Vorsicht ist allerdings bei Patienten mit einer Salicylatallergie (Aspirin) geboten!

    Indikation für das organische Silizium ist naturgemäß das Anti-Aging, da es durch Förderung der Fibroblastensynthese vor allem straffend wirkt. Es ist besonders gut mit Hyaluronsäure und DMAE kombinierbar.

    Sie haben jetzt schon mehrfach DMAE erwähnt. Worum handelt es sich hierbei?

    Um den nächsten “Top 7“ Wirkstoff! Dimethylaminoethanol (DMAE) ist ein Vorläufer von Acetylcholin, einem Neurotransmitter, der an der glatten Muskulatur wirkt und so den Muskeltonus erhöht. Es hat somit die entgegengesetzte Wirkung von Botox und sollte daher logischerweise auch nicht in den gleichen Arealen verwendet werden.
    Indikationen sind Anti-Aging und Straffung und eine Kombination ist, wie bereits angedeutet, vor allem mit Hyaluronsäure oder organischem Silizium sinnvoll.

    Als möglicher Kombinationspartner anderer Wirkstoffe fiel auch schon der Begriff “NCTC“. Ist dies der letzte Puzzlestein Ihrer “Top 7“?

    Ganz genau. NCTC 109 (kurz: NCTC) wurde ursprünglich vom amerikanischen National Cancer Institute als Medium für Zellkulturen entwickelt und sollte an wachsende Zellen alle notwendigen Nährstoffe (Vitamine, Aminosäuren, Co-Enzyme) liefern. Heute dient es als revitalisierende Lösung zur Behandlung von schwachem Hautgewebe und zur Stimulation der Zellreparatur. NCTC bietet eine Vielzahl an essentiellen Mikronährstoffen, die an den physiologischen Zellprozessen beteiligt sind.

    Indikationen sind allgemein AntiAging sowie der “Mesoflash“ – NCTC regeneriert die Haut und bringt sie zum Leuchten. Wie bereits erwähnt, ist es besonders gut mit Vitamin C als Antioxidant, aber prinzipiell auch mit allen anderen Wirkstoffen gut kombinierbar.

    Sie haben uns jetzt die einzelnen Wirkstoffe erläutert und bereits diverse Kombinationsmöglichkeiten angedeutet. Haben Sie in Ihrer eigenen Praxis auch “Lieblingskombinationen“, die Sie besonders häufig und gerne verwenden?

    Für junge Patientinnen und Patienten würde ich hier vorbeugend, vielleicht gegen beginnende Hyperpigmentierungen und für den sogenannten Glow-Effekt, die Kombination von NCTC und Vitamin C nennen. Bei älteren Patientinnen und Patienten, wo eher eine Straffung gewünscht ist, favorisiere ich DMAE plus organisches Silizium plus Hyaluronsäure.

    Wir haben bis jetzt nur über die schon “klassischen“ Methoden Mesotherapie und Microneedling gesprochen. Gibt es auch andere Methoden, die erwähnten Wirkstoffe in die Haut zu schleusen?

    Ja, auf jeden Fall. Es gibt aktuell mehrere Methoden, die Eingang in den klinischen Alltag finden. Vermehrt wird z.B. Radiofrequenz eingesetzt. Spannend bleiben aber auch Laserverfahren wie z.B. die fraktionierte Laserbehandlung (Fraxel), welche ebenso eine Penetration der Wirkstoffe bewerkstelligen kann.

    Wir haben die Wirkstoffe bisher nur neutral erörtert, aber es gibt ja auch für diese diverse Anbieter. Welche Kriterien sind für Sie besonders wichtig beim Auswahl der konkreten Produkte, die Sie verwenden?

    Wir haben durch unsere Verfahren eine große Wundfläche. Für mich ist es wichtig, einen Hersteller zu wählen, der höchste Hygienestandards erfüllt und ohne Konservierungsstoffe arbeitet, um unerwünschte Reaktionen zu minimieren. Falls ich Produkte injiziere (Mesotherapie), ist es wichtig, hier Produkte zu nehmen, die auch die entsprechende Zulassung haben.

    Es handelt sich um Medizinprodukte für eine intradermale Injektion, die als Medizinprodukte der Klasse III nach Anhang IX der Richtlinie 93/42 EWG über Medizinprodukte (MDD) klassifiziert sind, da es sich um kurz- und langfristige Medizinprodukte handelt, die vollständig resorbierbar sind. Ich würde jedem Behandler dringend davon abraten, “Abkürzungen“ zu
    nehmen und Produkte zu injizieren, die nur für den topischen Gebrauch zugelassen sind.

    Wie bereiten Sie Ihre Patienten auf die Behandlung vor?

    Mesotherapie ist ein Verfahren, mit dem man bei bestimmten Ausgangssituationen ein tolles Gesamtbild erreichen kann. Wichtig ist neben der professionellen Vor- und Nachbehandlung vor allem die Aufklärung der Patientinnen und Patienten darüber, dass für ein gutes Ergebnis eine Sitzung nicht ausreicht, sondern mehrere Sitzungen benötigt werden. So wird einer evtl. Enttäuschung nach der ersten Sitzung schon im Vorfeld entgegengewirkt.

    Spielen Körperbehandlungen in Ihrer Praxis auch eine Rolle?

    In Europa ist die Nachfrage für Mesotherapie und Microneedling eher im Bereich Gesicht oder bei Kopfhautbehandlungen vorhanden. Gelegentlich wird man auch Dekolleté und Hände mitbehandeln, dies kommt aber eher selten vor. In Südamerika wiederum werden sehr viele Körperbehandlungen durchgeführt.

    Lassen sich die Verfahren auch gut mit anderen Verfahren kombinieren?

    Absolut! Sehr gerne setzte ich Mesotherapie bzw. Microneedling bei Patienten ein, die ich vorher mit Botox oder Hyaluronsäure behandelt habe. Dabei versuche ich immer, mindestens 2 Wochen Abstand zwischen beiden Behandlungen im gleichen Areal einzuhalten.

    Haben Sie zum Abschluss vielleicht noch einen Tipp für Behandler, die in Mesotherapie oder Microneedling einsteigen wollen?

    Für Anfänger gibt es diverse fertige Cocktails für bestimmte Indikationen im Angebot. Meine Empfehlung ist, damit erst einmal anzufangen und dann mit mehr Erfahrung für seine Patienten eigene, individualisierte Kombinationen zusammenzustellen und als weiteres Kompetenzmerkmal so auch ganz gezielt individuelle Fragestellungen und Gegebenheiten angehen zu können.

    Sehr geehrter Herr Dr. Bisschoff, vielen Dank für das Gespräch!

    Dieses Interview ist zuerst bei Ästhetische Dermatologie, 5/2018, S. 36-38 erschienen.

     

    Literatur:
    1. Iorizzo M. Clinics in Dermatology (2008) 26, 177-181
    2. Trüeb RM. Int J Trichology. 2016 Apr-Jun; 8(2): 73-7

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